Neue Normalität an der Schule

Wie erleben Schüler*innen die „neue Normalität“ an der Schule?

Für uns alle sind in den letzten Wochen Regeln wie Abstand halten, häufiges Händewaschen sowie das Tragen von Mund-Nasen-Schutz-Masken bei vielen Tätigkeiten des Alltags zur „neuen Normalität“ geworden.

Um den diversen Anordnungen Folge zu leisten, wurden in der Schule sowie im Internat einige Änderungen gegenüber dem Normalbetrieb vorgenommen. Neben einer Teilung der ersten Jahrgänge in zwei kleine Gruppen, die Verlegung in größere Klassenräume sowie einem wöchentlich alternierenden Schulbetrieb (jahrgangs- bzw. gruppenweiser Wechsel von Präsenzunterricht und Distance Learning) erfolgte eine Einzelbelegung in den Internatszimmern sowie eine zeitliche Staffelung beim Essen.

Doch wie erleben unsere Schüler*innen diese Schulwochen? Dafür wurde in einer Klasse eine schriftliche Stundenwiederholung mit ganz speziellen Fragen durchgeführt.

Frage 1 lautete: Warum ist es schön, wieder an der Schule zu sein? Hier nannten fast ausnahmslos alle Schüler*innen das Wiedersehen mit Klassenkolleg*innen und Freund*innen als positiven Aspekt der Rückkehr an die Schule. Hinzu kamen als Antworten auch noch, dass das Lernen in der Gruppe mehr Spaß macht und leichter fällt – nicht zuletzt dadurch, weil Inhalte mit den Lehrkräften und Mitschüler*innen gemeinsam erarbeitet sowie Fragen sofort gestellt und durch die Lehrkräfte beantwortet werden können. Dadurch wird der Unterricht für die Lernenden spannender. Eine Antwort lautete auch, dass „…manche Lehrer zu viel aufgegeben haben“ und es deshalb schön ist, wieder Präsenzunterricht zu haben.

Dass unsere Schüler*innen den Schulgarten schätzen und wohl auch vermisst haben, lässt sich aus der Antwort „…der Schulgarten ist schön“ ablesen. Die Präsenz an der Schule fördert die Struktur im Alltag und es tut gut, wieder ein bisschen Pause von der Familie zu haben, lauteten weitere Angaben. Dass sich der Schulschluss bereits mit riesigen Schritten nähert, spiegelt folgende Antwort auf die Frage, warum man wieder gerne an der Schule ist, wider: „zu wissen, dass das Jahr bald vorbei ist.“.

Es wurde festgestellt, dass mit einem großen Stück Optimismus einfach alles besser gelingt: „…wir machen das Beste aus der Situation…“.

 

Frage 2 an die Lernenden lautete: Was gefällt dir nicht so gut an der „neuen Normalität“ in der Schule? Hier führten die meisten Schüler*innen ins Treffen, dass es unangenehm sowie teilweise nach wie vor ungewohnt ist, beim Essen und in der Klasse so weit voneinander entfernt zu sitzen und generell Abstand zu halten: „Durch Einhalten des Abstandes fühlt sich die Schule nicht so als Familie an.“ Auch das Fehlen eines „Zimmernachbarn“ im Internat wird ungut empfunden. Viele Schüler*innen vermissen den Austausch mit Kolleg*innen aus anderen Jahrgängen. Weiters wird an der Situation negativ bemerkt, dass die Verlegung in eine andere Klasse als fremd erlebt wird. Eine Antwort enthielt auch die Aussagen, dass die Schließung eines Aufenthaltsraumes sowie der Entfall des Turnunterrichts als negativ empfunden werden. Das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes war für einige zu Beginn unangenehm und sie sind froh, dass dies nun zumindest in der Schule nicht mehr sein muss. Das frühe Aufstehen wird ebenfalls nachteilig an der Rückkehr in die Schule erlebt. Dass heuer alles – auch die letzte Schulwoche – anders ist als bisher, zeigt die Antwort: „…es wird nicht die normale letzte Schulwoche geben, die immer sehr schön ist…“. Manche Schüler*innen empfinden die letzten Wochen stressig, da sie das Gefühl haben, dass noch sehr viel Stoff nachgeholt und Abgaben bzw. Referate eingefordert werden.

Die vielfältigen Antworten der Schüler*innen zeigen, dass der neue Schulalltag noch sehr weit von der Normalität entfernt ist. Es zeigt aber auch, dass die Schüler*innen die kleine, familiäre Gemeinschaft, den persönlichen Austausch mit anderen Jahrgängen und den Lehrkräften sowie die Schulinfrastruktur an der HBLFA zu schätzen wissen und während des Distance-Learnings vermisst haben.

Wir alle – Lernende und Lehrkräfte – haben in den vergangenen Wochen viel über unsere Rolle im Bildungssystem, dem System Schule und wie eng alles, was wir tun, zusammenhängt, dazugelernt und es werden auch noch viele Erkenntnisse folgen. Ein Zitat von Mahatma Gandhi drückt die Erfahrungen der letzten Wochen und Monate – nicht nur im Kontext Schule – wunderbar aus:

Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun“.

 

DI Helene Marous

Veröffentlicht am 18.05.2020