Gehölze - Rejuvenilisierung durch In-vitro-Vermehrung

Die Vermehrung unter keimfreien Bedingungen - im Reagenzglas (in vitro) -kommt bei Gehölzen zum Einsatz, wenn konventionelle Verfahren nicht effizient genug sind. Der Vermehrungserfolg kann abhängig vom Etablierungszeitpunkt und Alter der Baum- oder Strauchart stark variieren. Als günstigster Entnahmezeitpunkt wird erfahrungsgemäß der Zeitraum angegeben, wo sich die zu etablierenden Pflanzen im stärksten vegetativen Wachstum befinden. An der HBLFA für Gartenbau konnten gute Etablierungserfolge bei der Entnahme von Sprossspitzen und Nodien am Beginn der Vegetationsperiode erzielt werden. Die Etablierung aus juvenilen Pflanzenexplantaten ist adulten vorzuziehen, da erfolgreicher und weniger aufwendig. Wobei 2 bis 4-jährige Sämlinge, Veredelungen, juvenile Teile adulter Bäume oder Sträucher (Stockausschläge, Wurzelaustriebe, vegetative Teile der Blüte) zur Anwendung kommen.

Vergleicht man Gehölze aus In-vitro-Vermehrung mit konventionell vermehrten, so zeigen diese mit wenigen Ausnahmen ein deutlich juvenileres Verhalten, unter anderem sichtbar in einer höheren Aktivität der Adventivwurzelbildung. Oft werden zur Rejuvenilisierung sogenannte Mutterpflanzen als Zwischenschritt im Reagenzglas kultiviert, die in weiterer Folge in konventionellen Vermehrungsverfahren Anwendung finden. Zu beachten ist dabei, dass es bei In-vitro-Kulturen unter permanent gleichen Kulturbedingungen zur Reduktion des Vermehrungserfolges kommen kann.

 

An der HBLFA für Gartenbau konnte bei der Elsbeere (Sorbus torminalis) und der Mostbirnensorte ‘Grüne Pichlbirne‘ durch das Einschalten einer Kühlkultur bei 5°C (ohne Licht) ein deutlicher Verjüngungseffekt erzielt werden. Nach Rekultivierung bei 23°C und 16 h Licht zeigten die Mikrosprosse und Nodienexplantate der Elsbeere ein rasches Wachstum, Induktion von Axillar– und Adventivsprossen sowie eine schöne Sprossstreckung, während es unter permanent gleichen Kulturbedingungen zu einer geringeren Sprossinduktion und -streckung sowie Reduktion der Vitalität und Verholzung der Triebe kommt. Desto länger die Kühlkulturdauer (bis dato 10 Monate) desto mehr juvenile, weißliche Langsprosse wurden bei 5°C ausgebildet. Das heißt ausgehend von einer geringen Anzahl an Explantaten kann man bei der Rekultivierung auf deutlich mehr Vermehrungsmaterial zurückgreifen. Die Mostbirne ist erst seit kurzem in Kühlkultur, eine Sprossstreckung ist bereits sichtbar.

DI Dr. Katharina Hristoforoglu

Veröffentlicht am 16.12.2021