Spontane Mykorrhizierung im Reagenzglas

Seit 2021 beschäftigen wir uns im Rahmen eines DaFNE–Projektes mit der Mykorrhizierung von Gehölzen aus In-vitro-Vermehrung. Davon haben wir bereits im Mai in unserem Forschungsbeitrag „Beimpfung mit Mykorrhizapilzen“ berichtet.

Vielleicht stellt sich der eine oder andere die Frage, warum man sich in den Räumlichkeiten eines In-vitro-Labors, wo Keimfreiheit als oberstes Gebot gilt, zutraut mit Pilzen zu arbeiten. Den Anstoß dazu löste eine faszinierende Beobachtung Anfang 2020 aus. Bei der Bewurzelung der Mostbirnensorte ‘Grüne Pichlbirne‘ kam es im Reagenzglas an einer Pflanze zur Pilzkontamination. Das ist nichts Außergewöhnliches bei der Kultivierung von Pflanzen im Reagenzglas. Dabei dürfte es sich jedoch um einen Mykorrhizapilz gehandelt haben, da es sehr bald an den Wurzeln zur Ausbildung von Mykorrhiza („Pilzwurzel“ oder „verpilzte Wurzel“) kam. Mit dieser „hauseigenen Mykorrhiza“ aus dem Labor haben wir im Akklimatisierungsraum die ersten Beimpfungsexperimente durchgeführt. Über ein Jahr lang konnten sowohl bei der Mostbirne als auch bei der Elsbeere Erfolge in der Bewurzelung und Akklimatisierung erzielt werden. Danach dürfte das Trägermaterial (Substrat N3 plus Perlite) bereits mit pathogenen Keimen, die leider zum Absterben der Versuchs -Pflänzchen führten, kontaminiert gewesen sein. Der offensichtlich positive Einfluss einer Wurzel-Pilzsymbiose auf das Wuchsverhalten der besiedelten Pflanze, führte zum Entschluss mit einem Mykorrhiza-Projekt zu starten. 

Katharina Hristoforoglu
28.09.2023

Veröffentlicht am 28.09.2023